Seit der Amtsübernahme durch den US-Präsidenten Donald Trump steht die Welt Kopf. Aufgrund der Geopolitischen Weltlage wurden in den letzten Tagen einzelne Stimmen laut, die Schweiz soll anstelle der F-35 ein Europäisches Kampfflugzeug beschaffen. Der Kommandant der Schweizer Luftwaffe, Peter „Pablo“ Merz hat dazu einen hervorragenden Kommentar verfasst, den wir gerne und mit freundlicher Genehmigung von Peter Merz veröffentlichen. Die Swiss F-35 Supporters stehen voll und ganz hinter der Beschaffung der F-35A und schliessen sich dem Kommentar von Peter Merz vollumfänglich an.
Bewahren wir einen kühlen Kopf und schauen wir uns das Big Picture mal in Ruhe an.
Es ist schier unerträglich, wie sich nun aufgrund der geopolitischen Entwicklungen all die Experten von neuem auf den F-35 einschiessen, mit technischen Behauptungen fahrlässig um sich werfen, ohne wirklich eine Ahnung zu haben und einige sogar fordern, aus der Beschaffung wieder auszusteigen, ohne wirklich zu begreifen, was das wirklich bedeuten würde. Dass gewisse Kreise nun versuchen, den F-35 im zweiten Anlauf abzuschiessen, weil sie es im ersten nicht schafften, ist ja offensichtlich und ziemlich billig.
Ich erinnere daran, dass die Schweiz keine eigenen Kampfflugzeuge herstellen kann und unsere Rüstungsindustrie aufgrund von unzähligen Auflagen grösste Mühe hat, überhaupt zu überleben.
Wir sind also gezwungen, bei einem befreundeten Staat einzukaufen. Und wenn Sie sich den Markt mal anschauen, dann gibt es genau EIN einziges westliches Kampfflugzeug, das alle anderen mit Abstand und in jeder Hinsicht in den Schatten stellt und welches Potenzial für die nächsten 30 Jahre hat, nämlich der F-35!
Europa ist noch immer am Entwickeln von künftigen Kampfflugzeugen und liegt damit technologisch 20 bis 30 Jahre auf die USA im Rückstand. Ob Europa es je schaffen wird, ein 5. oder gar 6. Generations-Flugzeug zu bauen, muss erst noch bewiesen werden.
Es ist also in unserem ureigensten Interesse, dass wir den F-35 beschaffen, denn es ist der einzige Flugzeugtyp, der heute und in naher Zukunft technologisch relevant sein wird. Alle anderen Kampfflugzeuge sind nicht nur qualitativ eindeutig unterlegen, sondern in Beschaffung und Betrieb auch teurer.
Zur Abhängigkeit: Alle westlichen Kampfflugzeuge verwenden bei den Match-entscheidenden Fähigkeiten amerikanische Technologien (z Bsp Datalink, Freund-Feind-Erkennung, Crypto-Voice, GPS-Navigation). So oder so ist Europa und sind auch wir beim Betrieb und bei der Weiterentwicklung der entscheidenden technologischen Bereiche von den USA abhängig, egal für welches westliche Kampfflugzeug wir uns entscheiden würden! Der Schwedische Gripen zum Beispiel besteht zu rund 50% aus amerikanischen Komponenten.
Wir werden unsere F-35 autonom betreiben können und beschaffen eine Logistik, die den autonomen Betrieb über 6 Monate ermöglicht.
Frage: Verzichten Sie ab sofort auf Updates Ihrer iPhones oder Microsoft-Produkte, weil die böse USA Ihnen etwas reinpflanzen könnte? Navigieren Sie ab sofort nicht mehr mit Ihrem GPS im Handy oder Auto, weil Sie dem GPS nicht mehr trauen? Bauen Sie jetzt ihr eigenes Navigations-System, oder stellen Sie gar um auf das Russische oder Chinesische?
Wenn in Europa gegenüber einem östlichen grossen Aggressor etwas einen klar überlegenen Gegenpol darstellen kann, dann sind es die künftig über 800 in Europa stationierten F-35. Die Schweiz als Nicht-Bündnis-Partner der USA sollte sich glücklich schätzen, dass wir diese Technologie überhaupt anvertraut bekommen.
Ein Ausstieg aus dem F-35 Programm wäre ein totaler Nonsens. Unsere F/A-18 erreichen ihr baldiges Ende. Wir würden in eine Lücke ohne Flugzeuge hineinlaufen, und dies ausgerechnet in der gefährlichsten Zeit in Europa seit Jahrzehnten.
Ein Ausstieg bedeutete auch eine Verabschiedung aus dem inzwischen aufgebauten F-35 Netzwerk in Europa, welches für die Schweiz im Bereich ihrer Landesverteidigung/Luftverteidigung zentral ist und entscheidende Vorteile mit sich bringt, wie Wissens-Aufbau und -Austausch und Kooperation im Verteidigungsfall, wenn wir das wollen.
Die F-35-Beschaffung läuft bereits. Wir haben bald 1 Mrd Franken ausgegeben. Wir beginnen bereits im April in Payerne mit Bauen und planen aktuell die Umschulungskurse. Unsere ganzen Konzeptarbeiten rund um den F-35 und seine Peripherie sind auf dieses Flugzeug ausgelegt. Wir können uns nicht einfach schnell abmelden und kurzum einen anderen Flieger zeitgerecht beschaffen.
Meine europäischen Homologen mit F-35 (plus USA, Kanada, Israel) sagen ganz klar: Es gibt keine Alternative zum F-35! Die kürzlichen Einsätze von F-35 in Israel oder an der Grenze zur Ukraine zeigen eindrücklich, wie fähig, überlegen und entscheidend dieses Flugzeug bei der Abwehr, im Angriff, bei der Frühwarnung und der Informationsbeschaffung ist. Die Flugzeugbereitschaft ist hervorragend, und das Flugzeug erfüllt die Anforderungen voll und ganz gemäss Spezifikationen.
Ein Ausstieg der Schweiz würde eine totale Destabilisierung unserer aktuell begonnenen Ausrichtung auf die Verteidigung bedeuten, und dies in einer Zeit, wo wir sowieso viel zu langsam und zu zögerlich unterwegs sind und dringendsten Handlungsbedarf hätten.
Ein Ausstieg würde nicht Präsident Trump oder die USA bestrafen, sondern wir uns selbst. Wir stellten uns selbst ins sicherheitspolitische Offside.
Die USA sind für uns Luftwaffe seit Jahren ein verlässlicher Partner. Die Schweizer Luftwaffe betreibt seit den 70er Jahren erfolgreich amerikanische Kampfflugzeuge. Wir haben keine Anzeichen, dass diese Zusammenarbeit nicht so weitergehen könnte.
Führen wir uns doch die wahren Probleme vor Augen, in denen wir drinstecken:
Wir haben Krieg in Europa, und niemand ist wirklich vorbereitet!
Russland führt einen Angriffskrieg gegen ein demokratisches Land und verschafft sich Recht durch Macht und Gewalt. Wie ein Lavastrom bewegt es sich jeden Tag mehr und mehr nach Westen.
Polen, Lettland, Litauen, Estland bereiten sich ernsthaft und mit Hochdruck auf einen Verteidigungskampf vor. Moldawien und Georgien könnten nach der Ukraine die nächsten sein, die drankommen. Belarus ist schon unterworfen.
Die Schweizer Armee wurde Jahrzehnte lang heruntergespart und mittels Friedensdividenden auf Helfen und Schützen ausgerichtet, statt auf Verteidigung, was unser eigentlicher Auftrag wäre.
Unsere Soldatinnen und Soldaten passen in ein Fussball-Stadion hinein!
Die Alimentierung ist nicht gesichert. Ohne sofortige Massnahmen fallen wir sehr bald unter den Sollbestand.
Unsere Armee ist bei weitem nicht ausgerüstet. Wenn wir unsere erwachsenen Kinder als Soldatinnen und Soldaten an die Front schicken, um unsere Freiheit zu verteidigen, dann können wir sie nicht mal richtig ausrüsten, damit sie auch nur einen Hauch einer Chance hätten, den Kampf zu gewinnen. Wie unfair ist denn das?
Unsere Ersatzteil-Lager und Munitions-Depots sind überhaupt nicht auf eine Verteidigung vorbereitet.
Uns fehlen 50 Milliarden Schweizer Franken, um die Schweizer Armee wieder verteidigungsfähig zu machen.
Jene Kreise, welch noch vor 4 Jahren behaupteten, es werde nie mehr Krieg in Europa geben, erzählen uns heute, es werde nie ein gegnerischer Panzer an der Grenze stehen. Wie verantwortungslos und unglaubwürdig ist denn das?
Statt endlich die richtigen Konsequenzen aus der aktuellen Notlage zu ziehen, diskutieren wir über technische Details eines bereits beschlossenen, bestens bewährten und in Beschaffung stehen Kampfflugzeugs und diskutieren, wie wir unserem Partner USA, der grössten und ältesten Demokratie der Welt, den Rücken zudrehen könnten, notabene jener USA, die einer der wichtigsten Handelspartner der Schweiz sind, die Europa schon unzählige Male befreit resp unterstützt hatten, weil wir Europäer selber nicht dazu im Stand waren. Und jene USA, welche mit ein Grund sind, weshalb wir heute unseren Wohlstand in Frieden und Freiheit geniessen dürfen. Jener Wohlstand, welcher uns derart verblendet, die Sinne vernebelt und uns offenbar handlungsunfähig macht.
Quellenangabe: Kommandant der Schweizer Luftwaffe, Peter „Pablo“ Merz. Wir bedanken uns ganz herzlich für die Genehmigung zur Veröffentlichung dieses Kommentars